Rund um die Haustiere

Erste Hilfe am Hund

Erste Hilfe am Hund

(Achtung, diese Anleitungen dienen lediglich als Informationszweck und sind unter keinen Umständen ein Ersatz für einen professionellen Erste Hilfe Kurs oder eine Behandlung beim Tierarzt) 

Es ist unser aller Alptraum – unserem geliebten vierbeinigen Freund passiert etwas und er braucht schnelle Hilfe. Im Falle eines akuten Ernstfalls kann eine fachgerechte Erstversorgung bis zum Transport zur Tierklinik oder zum Eintreffen eines Tierarztes entscheidend dazu beitragen, dass Notfälle glimpflich ausgehen. Im Ernstfall richtig handeln, das kann unseren Hunden bei Verletzungen, Verbrennungen, Unterkühlung, Vergiftung oder Überhitzung das Leben retten. 

Ob eine kleine Blessur, eine Vergiftung oder ein schwerer Verkehrsunfall, wichtig ist, dass ihr euch erstmal an den 5 Basis-Schritten zur Erstversorgung orientiert: 

Viele Tierarztpraxen oder auch Tierrettungen bieten hierfür zum Beispiel Erste-Hilfe-Kurse an, in denen ihr die Maßnahmen erlernen könnt.  

Solche Kursangebote findet ihr zum Beispiel beim DRK, Johanniter, Die Samariter, ASB oder auch bei euren regionalen Tierkliniken – fragt dort einfach mal nach.  

  1. Hund beruhigen und selbst ruhig bleiben 

Ganz wichtig: achtet zuerst auf euren Selbstschutz! Nähert euch vorsichtig dem verletzten Hund und redet ganz ruhig mit ihm. Häufig versuchen verletzte Tiere zu fliehen oder reagieren aggressiv aus Angst oder vor Schmerz. Passt also bitte auch auf euch auf und versucht, einen kühlen Kopf zu bewahren.

  1. In Sicherheit bringen und Notdienst rufen 

Versucht, den Hund so vorsichtig und schnell wie möglich aus der Gefahrenzone zu bringen. Könnt ihr nahe an das Tier heran, versucht, eine Decke über es zu werfen. So könnt ihr den Hund greifen und seid auch selbst vor Verletzungen durch Kratzen oder Beißen geschützt. Zudem wirkt die Dunkelheit auch beruhigend für den Hund. Habt ihr den Vierbeiner in Sicherheit gebracht, ruft sofort den Tierarzt oder die Tierklinik an.

Hier gilt es, wie beim menschlichen Notfall, schnell und präzise zu kommunizieren:

  • Wer ruft an?
  • Wo ist es passiert?
  • Was ist passiert?
  • Welche Verletzung liegt vor?
  • Wie viele sind betroffen?
  • Warten auf Rückfragen!

Wenn ihr eine Tierrettung in der Umgebung kennt, können auch diese Helfer schnelle Erste-Hilfe und auch schnellen Transport leisten. Informiert euch noch bevor etwas passiert, welche Notfallnummern euch im Ernstfall zur Verfügung stehen und speichert diese im Handy ein.

  1. Vitalfunktionen kontrollieren und erhalten 

Oberste Priorität ist, euren Hund in seinen Vitalfunktionen stabil zu halten, bis der Tierarzt eintrifft oder ihr einen Transport zum Tierarzt gewährleisten könnt. Um diese Werte zu kontrollieren und gegebenenfalls zu erhalten, bringt den Hund im Idealfall in die stabile Seitenlage. Wie ihr das macht, lernt ihr in den Erste-Hilfe-Kursen, oder fragt eure Tierärzte danach. Im Anschluss könnt ihr die Vitalfunktionen überprüfen. 

Körpertemperatur prüfen 

Die Körpertemperatur beim Hund liegt normalerweise zwischen 37,5° und 39° C. Sie kann jedoch durch starke Aufregung oder Überanstrengung über diese Werte steigen, ohne, dass eine Erkrankung oder ein Notfall vorliegt. Beachtet dabei daher auch immer die Rahmenbedingungen.  

  

Schleimhäute und Kreislauf kontrollieren 

Kontrolliert die Farbe der Lidbindehäute und Mundschleimhaut. Beim gesunden Hund sind diese rosa gefärbt. Bei starker Blutung bzw. Blutarmut oder Schock sieht die Schleimhaut porzellanfarben aus. Sind die Schleimhäute gräulich oder pink, kann dies auf eine Vergiftung hindeuten. Eine gelbliche Schleimhaut ist oft ein Zeichen für Leberprobleme, eine bläuliche Farbe zeigt Sauerstoffmangel an. Drückt mit einem Finger ca. 3 Sekunden auf die Schleimhaut der Lefze. Die normale kapillare Rückflusszeit des Blutes beträgt ca. 2 Sekunden. Dauert es länger, bis sich die Gefäße wieder mit Blut füllen, kann dies auf einen schlechten Kreislauf hindeuten. 

Puls und Herzschlag 

Den Puls misst ihr am besten an der Schlagader im inneren Bereich des Oberschenkels mit dem Finger. Zählt die Herzschläge innerhalb von 15 Sekunden und nehmt diese Zahl mal 4. So spart ihr wertvolle Zeit. Solltet ihr es nicht schaffen, Zugang zu den Hinterbeinen zu bekommen, dann könnt ihr auch versuchen, den Herzschlag am Brustkorb zu fühlen. Für kleinere Hunde sind 100 – 120 Pulsschläge in der Minute normal. Bei größeren Hunden schlägt das Herz minütlich nur etwa 80 – 100 mal. Bitte beachtet auch hier, dass Hunde in Aufregung einen höheren Puls haben. 

Achtung: Könnt ihr keinen Herzschlag spüren, leitet sofort Maßnahmen zur Wiederbelebung ein! * (Siehe: 4. Erste Hilfe) 

Atmung 

Die Atmung wird sichtbar durch das Heben und Senken des Rumpfes.  Auch bei der Atemfrequenz gibt es Unterschiede. Für kleinere Hunde sind 18 – 30 Atemzüge in der Minute normal, während größere Hunde nur 14 – 22 Atemzüge machen. Auch hier gilt, dass sich die Atemfrequenz durch Aufregung, Anstrengung oder z. B. bei Hitze erhöhen kann.  

Um die Atmung zu kontrollieren, haltet eine Hand oder ein Taschentuch vor die Schnauze des Hundes und prüft den Luftzug um die Nase. Säubert die Schnauze damit das Tier frei atmen kann. Schnelles Hecheln oder flacher Atem können auf Schmerzen und Verletzungen hindeuten.  

Achtung: Könnt ihr keine Atembewegung spüren, leite sofort Maßnahmen zur Wiederbelebung ein! * (Siehe 4. Erste Hilfe) 

Pupillen- und Lidreflex 

Auch die Augen eures Hundes können euch helfen, Auffälligkeiten zu erkennen. Zum Beispiel deuten große Pupillen und eine rote Nickhaut häufig auf eine Vergiftung hin. Gesunde Hunde haben eine weiße Nickhaut und nur wenig sichtbare Blutgefäße. Fasst dem Hund ganz leicht an das Augenlid, bei leichter Berührung des Auges erfolgt normalerweise ein sofortiger Lidschluss. 

Kontrolliert die Pupillen mit einer Taschenlampe, denn bei plötzlichem Lichteinfall sollte sich die Pupille verengen.  

  1. Erste Hilfe Maßnahmen 

Wiederbelebungsmaßnahmen* 

Solltet ihr bei dem Hund keine Lebenszeichen (Atmung & Herzschlag) mehr wahrnehmen, müsst ihr dringend mit der Wiederbelebung beginnen und eine Herzdruckmassage anwenden. Eine Mund-zu-Nase-Beatmung ist hier eher zweitranging. Im Idealfall habt ihr jemanden, der hilft, so dass eine Person mit einer Herzdruckmassage beginnt, während die andere beatmet. 

Den genauen Ablauf und die Ausübung der Herzdruckmassage und Mund-zu-Nase-Beatmung lernt ihr in einem Erste-Hilfe-Kurs oder lasst sie euch vom Tierarzt zeigen. 

Hilfe bei starken Blutungen  

Blutet der Hund stark? Dann legt umgehend einen Druckverband an, um die Blutung unter Kontrolle zu bringen oder zu stoppen. Am besten geht das mit Verbandsmaterial aus der Hausapotheke oder dem Verbandskasten. Damit ihr die Gliedmaße nicht abschnürt, ist es zunächst wichtig, die verletzte Stelle mit einer Mullbinde zu umwickeln. Bitte passt auf, dass ihr die Wunde nicht beschmutzt, da sich sonst gefährliche Infektionen entwickeln können. Nun wird eine weitere (noch aufgewickelte) Mullbinde auf die Wunde gelegt und die restliche Mullbinde (nicht zu fest) herumgewickelt, um den Druck auf das Gefäß zu erhöhen und die Blutung zu verlangsamen oder zu stoppen. Am Schluss fixiert ihr den Verband mit einem Pflaster. 

Achtung:  Die Gliedmaße sollte nicht anschwellen. Bei starken Blutungen mit hellrotem Blut muss die Extremität mit hohem Druck abgebunden werden, da sonst Verblutungsgefahr besteht.  

Hilfe bei Knochenbrüchen 

Vor dem Transport muss ein verletztes Bein stabilisiert werden. Das macht ihr am besten mit einer Schiene z. B. aus einer Zeitungsrolle oder einem Holzstab. Polstere die Bruchstelle ab, am einfachsten funktioniert das mit Watte.   

Die Schiene sollte weit über die Bruchstelle hinausgehen. Abschließend umwickelt ihr das gebrochene Bein vorsichtig und nicht zu fest mit einer Bandage. Bei einem offenen Bruch solltet ihr keine Schiene anlegen, sondern das Bein ruhigstellen und einen Tierarzt anrufen. 

Hilfe bei Vergiftung 

Habt ihr gesehen, dass euer Hund etwas Giftiges gefressen hat oder zeigt er Vergiftungserscheinungen? Hier hilft nur der schnelle Weg zum Tierarzt, denn Vergiftungen sind immer medizinische Notfälle. Habt ihr noch etwas von der Substanz, die der Hund zu sich genommen hat? Dann bringt sie dem Tierarzt mit – das  erleichtert die Diagnose und Behandlung.  

Je nach Giftart und -menge können folgende Symptome auftreten:  

  • starkes Speicheln 
  • Erbrechen 
  • schwankender Gang 
  • Durchfall 
  • Kreislaufversagen (Zusammenbruch) 

Hier könnt ihr leider selbst kaum etwas tun, außer sofort zum Tierarzt zu fahren.  Eine erste Hilfe bei Vergiftungen können Kohletabletten sein. Nähere Informationen sind hier zusammengestellt.

Hilfe bei Hitzschlag 

Wir alle wissen, dass man seinen Hund bei Temperaturen ab 20 Grad nicht im Auto lässt. Aber auch ohne so eine Leichtsinnigkeit kann die Hitze unseren Vierbeinern zu schaffen machen.  Bei Überhitzung kommt es schlussendlich zum Kreislaufversagen, wenn der Temperaturausgleich durch Hecheln nicht mehr ausreicht und die Körpertemperatur durch den Hitzestau bis auf  42 ° C ansteigt.  

Symptome:  

  • schnelles Hecheln 
  • rasender Herzschlag 
  • Mattigkeit 
  • Krämpfe, Bewusstlosigkeit 

Bringt den Hund sofort in den Schatten und kühlt ihn vorsichtig und langsam durch nasse Tücher oder fließendes Wasser ab. Achtung: Immer an den Pfoten beginnen und langsam in Richtung Herz ausdehnen. Niemals das ganze Tier mit Wasser überschütten (kann Schock auslösen).  

Hilfe bei Magendrehung 

Achtung: Es besteht akute Lebensgefahr!  

Bei einer Magendrehung dreht sich der Magen um seine Längsachse, sodass Speiseröhre und Zwölffingerdarm verschlossen werden. Dadurch bläht sich der Magen rasant mit Gasen auf und drückt gegen Zwerchfell und Herz! 

Symptome:  

  • schnelles Aufblähen des Bauches 
  • Brechversuche ohne Entleerung 
  • Atembeschwerden 
  • Herz-Kreislauf-Versagen 

Bitte verständigt beim kleinsten Verdacht auf eine Magendrehung sofort einen Tierarzt und bringt euren Hund unverzüglich in die Praxis oder Klinik. Dies ist eine wirklich schwerwiegende Notfallsituation, die Schnelligkeit erfordert. Ist der Hund erstmal bewusstlos, sind die Überlebenschancen gering. 

Insektenstiche 

Wenn nach einem Insektenstich eine starke Schwellung, starke Speichelfluss und/oder Atembeschwerden auftreten, bringt euren Hund bitte sofort zum Tierarzt. Sollte euer Tier das Insekt verschluckt haben und sich der Stich in der Luftröhre befinden, kann die Situation schnell lebensbedrohlich werden. 

  1. Transportfähigkeit 

Es gibt zur Transportfähigkeit leider keine pauschale Aussage, aber wenn der Hund gehen kann oder sich aufrichten will, sollte man ihn lassen. Bei einem schwachen Kreislauf ist es besser den hinteren Teil des Körpers etwas zu erhöhen, damit das Blut in den Kopf fließt und das Gehirn versorgt wird. Sollte euer Hund bewusstlos sein, transportiert ihn in der stabilen Seitenlage, den Kopf niedrig gelagert.   

Natürlich sollte die Fahrt zum Tierarzt immer so schnell wie möglich erfolgen, sobald die Werte des Hundes stabil sind. Idealerweise sollte eine Person den verletzten Hund während der Fahrt betreuen. Achtet selbstverständlich auf eure Sicherheit und die eures Hundes, lasst z. B. jemand anderen ans Steuer, wenn ihr zu aufgeregt seid. Auch der Hund sollte sicher im Auto lagern, sodass er sich nicht weiter verletzen kann und ihr die Fahrt gut und sicher übersteht. 

TAVANI haftet nicht für Unfälle, Todesfälle oder verschlechterte Krankheitsverläufe aufgrund von Behandlungen nach diesen Anleitungen! Wir empfehlen dringend jedem Tierbesitzer an einem Erste-Hilfe-Kurs teilzunehmen und in einem Notfall sofort den Tierarzt aufzusuchen.

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