Für Lebensmittel, Kleidung und Textilien gibt es inzwischen zahlreiche Nachhaltigkeitszertifikate. Die Nachhaltigkeits-Siegel sollen mehr Klarheit schaffen, verwirren aber auch oft. Auch Haustierprodukte wie Futter, Leckerlis, Geschirre, Leinen und Halsbänder, sowie Betten oder andere Produkte werden immer öfter mit Siegeln und Zertifkaten beworben. Wer soll hier noch den Überblick behalten, welche Produkte nun wirklich nachhaltig sind?
Wenn es bei einem Zertifikat um die Bewertungskriterien- und -Methoden geht, ist die Webseite von “Siegelklarheit” eine gute Auskunftsquelle. Das Siegelverzeichnis ist Initiative der deutschen Bundesregierung und gibt Auskunft darüber, wie Nachhaltigkeitssiegel einzuschätzen sind. Wer sich nachhaltige (Haustier-)Produkte kaufen möchte, muss mittlerweile über 40 Nachhaltigkeitszertifikate aus verschiedenen Bereichen kennen. Zukünftig werden noch weitere entwickelt.
Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil
Da Nachhaltigkeit auch in der Heimtierbranche längst ein Wettbewerbsvorteil ist, existieren inzwischen zahlreiche Siegel. Diese bescheinigen Unternehmen, Produktionsprozessen oder Produkten die Nachhaltigkeit. Umweltbewusste Haustierbesitzer können für jedes Nachhaltigkeitszertifikat recherchieren, welcher Standard für dieses Siegel gilt.
Heutzutage geben sich zahlreiche Haustierprodukte und Unternehmen als nachhaltig aus, obwohl sie keinen nachvollziehbaren Nachhaltigkeits-Standards folgen. Der Trend zum “Greenwashing” ist schwer zu durchschauen. Ein Nachhaltigkeit bescheinigendes Zertifikat deckt oft nur einen Teilbereich komplexer Produktionsprozesse ab. Rohstoffgewinnung, Arbeitsbedingungen, Fabrikanlagen, Verarbeitungstechnologien und fertige Produkte werden zertifiziert. Das erklärt auch die Vielzahl der Siegel.
Damit ihr euch besser über die Nachhaltigkeit eurer Haustierprodukte informieren könnt haben wir euch hier die wichtigsten Siegel für Haustierprodukte zusammengestellt:
GOTS steht für den “Global Organic Textile Standard”. Es geht um ein Zertifikat, das biologisch erzeugte Naturfasern wie Wolle, Baumwolle, Hanf- oder Sisalgewebe kennzeichnet. GOTS ist ein weltweit anerkannter und als führend angesehener Textil-Standard. Er wird sämtliche damit herstellungsbedingten Produktionsschritte bis hin zum Verkauf für Textilien vergeben. Diese müssen mindestens zu 70 Prozent aus Naturfasern bestehen und “kontrolliert biologisch” erzeugt worden sein.
Der aktuelle GOTS-Standard stammt von 2020. Die Aktualisierung verschärfte die Anforderungen an die sozialen Standards von Produktionsbetrieben. Außerdem wurden sogenannte Regenerat-Fasern – bis zu 10 Prozent Lyocell oder bis zu 30 Prozent recyceltes Polyester – aufgenommen. Das mit dem Update versehene GOTS-Label erhielt einen Zwilling mit noch höherem Standard. Die Label GOTS kbA/kbT, GOTS Bio oder GOTS organic stehen für Produkte, die mindestens 95 Prozent Naturfasern aus biologischem Anbau enthalten.
Den GOTS-Standard findest du im nachhaltigen Heimtierbedarf meist bei Spielzeug (z.B. Schnüffelteppiche), Produkte in denen Stoffe verarbeitet sind (Geschirre, Leinen, Halsbänder aber auch Decken und Matratzen).
Der Blaue Engel ist seit mehr als 40 Jahren das Umweltzeichen der Bundesregierung. Unabhängig und glaubwürdig setzt er anspruchsvolle Maßstäbe für umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen.
Die Vergabegrundlagen richten sich nach der Produktkategorie. Sie sind unterschiedlich streng und beziehen sich auf unterschiedliche Dinge. Aber auch der Blaue Engel ist nicht unumstritten. Der uneinheitliche Standard ist der wichtigste Kritikpunkt am Blauen Engel.
Im Rahmen der Zertifizierung durch „Blauer Engel“ können Produkte ausgezeichnet werden, wenn sie mit einem hohen Anteil (mind. 80 %) an Post-Consumer-Recyclingmaterial (kurz „PCR“) hergestellt werden. Bei den Haustieren können das zum Beispiel die Hundekotbeutel sein.
Bei diesem Nachhaltigkeitszertifikat werden faire Produktionsbedingungen, Arbeitslöhne und Handelsbedingungen in den Mittelpunkt gestellt. 2005 entwickelt von “Fairtrade International” wurde das erste Fairtrade-Siegel für Baumwollprodukte ins Leben gerufen. Bis dahin galt der Ruf nach fairen Produktionsbedingungen nur für Lebensmittel wie Tee oder Kakao. 2016 wurde das “Fairtrade Textile Production“-Zertifikat entwickelt, um die Arbeits- und Lebensbedingungen von Arbeitern in der Textilproduktion aufzuwerten.
Die zertifizierten Betriebe verpflichten sich, binnen eines Übergangszeitraums von sechs Jahren für existenzsichernde Löhne zu sorgen. Sie verpflichten sich, auf Mitarbeiter-Schulungen, Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit zu achten, Zwangsarbeit und Kinderarbeit zu unterlassen, keine schädlichen Chemikalien einzusetzen und die Versammlungsfreiheit für Arbeiter sicherzustellen.
Fairtrade-Textilien müssen mindestens zur Hälfte aus Fairtrade-Baumwolle oder anderen umweltschonend hergestellten Fasern bestehen. Initiativen wie “Cotton made in Africa” oder die “Better Cotton Initiative” entstammen dieser Initiative.
Das Fairtrade-Siegel findest du bei direkten Haustierprodukten eher weniger. Dafür aber auf Werbemitteln und Werbeartikeln wie z.B. Baumwolltaschen. Denn wir finden, die Nachhaltigkeit sollte auch in weiteren Bereichen eines Unternehmens beachtet werden.
Die Vielzahl der unterschiedlichen Bio-Zertifikate ist verwirrend. Wer wissen möchte, was hinter den Labels verschiedener Institutionen steckt, kann sich auf der Webseite “Nachhaltiger Warenkorb” zu den Standards einzelner Zertifikate informieren. Die bekanntesten Bio-Siegel sind
- Bioland
- Demeter
- EcoVin
- Naturland
- das deutsche Bio-Siegel
- das EU-Bio-Siegel
- oder OekoTex “Made in Green”.
Dabei handelt es sich um Qualitäts-Siegel von deutschen Anbauverbänden oder staatliche Label, die ökologische Produktionsweisen zertifizieren. Zertifizierte Bioland- und Demeter-Höfe stellen derzeit die meisten kbA-Lebensmittel.
Das BIO-Siegel findest du meist bei Hunde- Katzen oder Pferdefutter. Viele Produkte, die du auf TAVANI findest erhalten BIO-Zertifizierte Inhaltsstoffe zum Beispiel Hunde-, Katzen oder Pferdefutter oder ganz viele Snacks und Leckerlis für deine Vierbeiner.
FSC ist das internationale Gütesiegel der “Forest Stewardship Council” (FSC). Es gilt für sämtliche im Handel zu findenden Holzprodukte, die ökologischer Wald-Bewirtschaftung stammen. Zertifiziert werden nach entsprechenden Überprüfungen soziale, ökologische und ökonomische Kriterien.
Das FSC-Zertifikat richtet sich gegen die Vermarktung von Holz aus illegalen Rodungen und missbräuchlichen Waldnutzungen. Die Hersteller von FSC-gesiegelten Holz- und Papierprodukten werden jährlich durch unabhängige Prüfer kontrolliert.
Besonders beim Thema Verpackung findest du das FSC-Sigel. Immer mehr Produkte werden zum Glück anstatt in Plastik in Kartonagen verpackt. Wenn diese aus Holz aus nachhaltigem Anbau entstammen, findest du das Sigel z.B. auf deinem Versandkarton.
GRS steht für den “Global Recycled Standard”, der seit 2008 besteht. Erstellt wurde dieses Zertifikat von “Control Union Certifications”. Es ging 2011 an “Textile Exchange” über. Beim “Global Recycled Standard” handelt es sich um einen freiwilligen und internationalen Produktstandard. Dieser stellt höhere Anforderungen an Recycling-Materialien. Diese werden unabhängig zertifiziert.
Der verlangte Standard betrifft die verwendeten Rohstoffe. Er umfasst die gesamte Produktionskette und bewertet soziale und umweltrelevante Praktiken. Es gibt Einschränkungen für die Verwendung von Chemikalien. Der Global Recycled Standard wird für Herstellungsverfahren und Produkte in der Baumwoll-verarbeitenden Industrie sowie für Unternehmen aus der Web-, Spinn-, Näh-, Strick-, Färbe- und Druckindustrie vergeben.
Bei Produkten, die recycelte Materialien wie beispielsweise Plastikflaschen wiederverwenden, findest du das GRS-Siegel. Bei uns sind das zum Beispiel Hundeleinen, Geschirre, Halsbänder oder Hundehütten und Matratzen.
Besonders wenn Produkte im Ausland produziert werden ist es wichtig, sich der sozialen Verantwortung und Nachhaltigkeit in der gesamten Lieferkette bewusst zu sein. Mit dem Amfori BSCI Verhaltenscodex des TÜV Rheinland können Unternehmen sicher stellen, dass ihre Lieferanten während der Produktion mit Menschen und der Umwelt verantwortungsvoll umgehen. Die BSCI ist dabei kein Zeritifkat sondern eine interne Verfizierung über die Einhaltung fairer Arbeitsbedingungen und einer ökologischer Produktion.
Manche Produkte für dein Haustier können nicht in Deutschland oder der EU produziert werden. Die Produktion wären viel zu teuer und für Haustierbesitzer unbezahlbar. Darüber hinaus ist China der EU weit voraus, wenn es um das Thema Innovation und Industrie geht. Wenn die Produkte in Manufakturen zum Beispiel in China produziert werden, die das BSCI Zertifikat besitzen, spricht nichts dagegen auch Produkte “Made in China” nachhaltig zu kaufen.
Viele Produkte, die du auch auf TAVANI findest, haben keine Siegel. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht nachhaltig sind. Gerade kleine Unternehmen und StartUps können sich die teuren Zertifizierungen nicht leisten, obwohl sie alle Kriterien erfüllen oder sogar übertreffen. Über neue Händler recherchieren wir im Vorfeld gründlich und bringen in persönlichen Gesprächen in Erfahrung, wie die Produkte hergestellt werden und welche Inhaltsstoffe bzw. Materialien verarbeitet werden. Man bekommt schnell einen Eindruck, ob die Menschen es mit der Nachhaltigkeit ehrlich meinen oder es nur als Marketing-Tool nutzen. Denn Greenwashing wollen wir nicht unterstützen!
Aber auch wir sind nicht fehlerfrei und können leider! nicht alles genau kontrollieren. Deshalb, sind wir auch auf das Feedback von euch Haustierbesitzern angewiesen. Nutzt die Bewertungsfunktion oder schreibt mir gerne, wenn euch etwas auffällt!
Quellen:
https://www.careelite.de/greenwashing/
https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/produkte-aus-der-landwirtschaft/mindestkriterien-fuer-nachhaltigkeitszertifizierung
Siegel + Zertifikate zu Nachhaltigkeit – der große Überblick für Unternehmen